Ja, wenn man so lange Theater macht, dann erlebt man viel. Mal ist spontanes Improvisieren angesagt, es passiert Witziges und natürlich gibt es jede Menge aus der Kategorie "Pleiten, Pech und Pannen" zu erzählen. Wir graben mal in der Mottenkiste - alles hier nachzulesen in unserem Anekdoten-Kabinett.
1991 - Dornröschen
Nachdem mich (Jörg Bernhard) ein ehemaliger Schulkollege, der in der Laienspielbühne Frauenfeld mitwirkte, überredet hatte, die Regie im Kindertheater zu übernehmen, stürzte ich mich weder mit theoretischen noch viel praktischen Erfahrungen in ein Abenteuer. Das Rollenheft, das ich geschrieben hatte, war gerade mal 11 Seiten lang (heute sind das 25-30 Seiten für ein Nachmittag füllendes Stück). Die Sache war dann auch schon nach gut 40 Minuten zu Ende. Obwohl das ziemlich wacklige Bühnenbild manchmal einzustürzen drohte, schien es allen gefallen zu haben. Mir auch. Und so machte ich weiter.
1994 - Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Nach zuvor sehr erfolgreichen Aufführungen unser erster Flop. Offenbar wollten die Leute in der Weihnachtszeit nicht so etwas satan-höllisches sehen. Und beim Gastauftritt in Münchwilen mussten wir feststellen, dass das Bühnenbild zu hoch war und gar nicht auf die Bühne passte. So wurde alles in Schräglage aufgebaut, was man von den Zuschauerplätzen aus erstaunlicherweise kaum bemerkte. Aber es waren ja auch nicht viele da. Schade, denn wir fanden eigentlich alle, dass dies unsere bisher beste Inszenie-rung war.
1997 - Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Das Stück hatten wir mehrmals auf dem Spielplan. Für den Transport der Lokomotive mussten wir bei einer Autovermietung einen Bus mieten. Der Chef dort fragt dann immer so ein bisschen, wohin es denn geht und was transportiert würde. Wahrheitsgemäss sagten wir, wir müssten die alte "Emma", eine Dampflokomotive transportieren. Da machte der Vermieter ganz grosse Augen und schaute uns ungläubig an: "Ja, also, ist denn die nicht zu schwer für den Bus?" War sie nicht, denn schliesslich kann sie von zwei Personen mühelos getragen werden.
1998 - Pippi Langstrumpf in Taka-Tuka-Land
Das Stück durften wir als Schweizer Premiere spielen und die Leute rannten uns fast die Türen ein. Jede Vorstellung war mehr als ausverkauft. Um so dümmer war der Umstand, dass beim Vorverkauf für die Vorstellung in Schaffhausen eine falsche Telefonnummer im Flyer stand und auch an die Presse ging. So erhielt eine nichts ahnende Schaffhauser Familie Dutzende Anrufe von Leuten, die ein Ticket ergattern wollten. Und den Saal, der immerhin 400 Zuschauer fasste, hätten wir zweimal verkaufen können. Den Irrtum bemerkten wir erst, als sich die Familie ziemlich entnervt bei uns meldete. Sie erhielten zum Trost Gratis-Eintritte.
1999 - Gut gebrüllt, Löwe
Ein tolles Stück, aber offenbar kannte es niemand, obwohl die Geschichte in den 70-er Jahren sehr erfolgreich von der "Augsburger Puppenkiste" im Fernsehen gezeigt wurde. Es war unser erstes Musical, das mit viel Aufwand produziert wurde, pyrotechnische Effekte inklusive. Die Zuschauer waren hell begeistert, obwohl die Vorstellung mit einer Spiellänge von zweieinhalb Stunden das Sitzleder der Besucher arg strapazierte. Leider kamen pro Vorstellung kaum mehr als 60 Personen. Vielleicht hätte unser Löwe mal etwas lauter brüllen sollen. Der finanzielle Verlust war enorm, und in unserer Kasse befanden sich nach dem Desaster noch genau Fr. 195.55.
1999 - Gut gebrüllt, Löwe (zum Zweiten)
Für die Blechbüchsensoldaten im Stück benötigten wir - na was wohl? Genau - Blech-büchsen. Also wurden wir bei der Firma KOP vorstellig, die damals in Frauenfeld noch Blechbüchsen herstellte. Wir müssten eben mal vier Konservendosen haben, aber welche mit einer Höhe von etwa 1.50m. Man schaute dort natürlich erst mal leicht irritiert drein. Nach kurzer Klärung der Situation war die Firma KOP bereit, die Spezialbüchsen für uns herzustellen - und dies ganz und gar umsonst. Die stehen heute noch in unserem Lager.
2000 - Räuber Hotzenplotz
Der Räuber Hotzenplotz überfällt die Grossmutter und nimmt ihr die nigelnagelneue Kaffeemühle ab. Am Ende des Stückes wird aber alles gut und Polizist Dünklimoser kann der Grossmutter ihre Kaffeemühle zurück geben - leider nicht bei der Vorstellung in Wein-felden. Unsere fleissigen Bühnenarbeiter verladen nämlich bereits in der Pause das Material, das nicht mehr benötigt wird in den Bus - und ab damit nach Frauenfeld. Leider war auch die Kaffeemühle auf der Reise. Wir bemerkten das aber erst kurz vor dem Einsatz von Polizist Dünklimoser. Innert Minuten wurde etwas improvisiert - und die Szene war gerettet. Polizist Dünklimoser sagte dem Grosi, die Kaffeemühle hätte er bereits in ihrer Küche abgestellt.
2006 - Peter Pan
Peter Pan entführt die Kinder der Familie Darling nach Nimmerland. Aber die Fee Tinker Bell ist ganz schön eifersüchtig und verleitet Tootles dazu, Wendy, die eben mit Peter angeflogen kommt mit dem Pfeilbogen abzuschiessen. Auf der Bühne wurde richtig geschossen, nur der Pfeil nahm leider nicht die vorgesehene Flugbahn, sondern blieb mitten in der Kulisse stecken, was für viel Heiterkeit auf der Bühne und bei den Zu-schauern sorgte.
2007 - Hotel Globi
Eine weitere Schweizer Premiere war Hotel Globi. Vom Globi-Verlag erhielten wir ein tolles und sündhaft teures Original-Kostüm von dem Vogel. Nun musste dieser Globi natürlich blaue Hände haben. Das wurde in der Maske so gemacht - blaue Hände malen, kein Problem. Allerdings machten wir das nur einmal bei der Hauptprobe. Danach war der teure Globi-Kopf ein bisschen blau verschmiert. Mit viel Mühe konnten wir ihn reinigen. Nun strickte die Mutter der Globi-Darstellerin innert weniger Tage blaue Handschuhe, und so hatten wir doch noch einen Globi mit blauen Händen.
Kindertheater Floh Frauenfeld
052 720 77 43 - Mail: theater@theaterworks.ch
Proben:
Schulhaus für Brückenangebote, Zeughausstr. 14, Frauenfeld